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Wenn Banken zu lokalen Impulsgebern für Nachhaltigkeit werden

Gut für [Ihre Stadt], so lautete vor einiger Zeit das Motto der deutschen Sparkassen und bezog sich auf die traditionell starke Verbundenheit mit ihren jeweiligen Standorten und ihr breites Aufgabenspektrum zwischen Finanzdienstleistungen, Daseinsvorsorge und Gemeinwohlorientierung. Während Städte und Unternehmen vor großen Transformationsherausforderungen stehen, stellen sich auch Regionalbanken zunehmend die Frage, wie sie diesen Prozess unterstützen oder vielleicht sogar zu einer treibenden Kraft werden können.

Die Liste der Herausforderungen ist lang. Sie reicht vom Übergang zu erneuerbaren Energien über die Bekämpfung des Klimawandels, die Schaffung einer echten Kreislaufwirtschaft, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts bis hin zur Notwendigkeit einer grundlegenden Umgestaltung unserer Lebensmittel- und Mobilitätssysteme. Neu ist jedoch die Qualität der Umsetzung, die eine noch nie dagewesene gesetzgeberische Priorität erreicht hat, insbesondere durch die Europäische Kommissionen'. Grüner Deal. Auch diese Entwicklungen kommen nicht von ungefähr und sind Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels, der auf globaler Ebene ausgehandelt wird (z. B. durch die Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 und Freitags für die Zukunft), aber in vielen Fällen auch mit einem starken Fokus auf die lokale Ebene: Stadtviertel, Gemeinden und lokale Unternehmen.

Lokale Finanzinstitute, wie die deutschen Sparkassen, verstehen sich seit jeher als prägender Teil der jeweiligen Stadt oder Region. Während Spenden und Sponsoring die wichtigsten Mittel der Unterstützung sind, fragen sie sich zunehmend, mit welchen zusätzlichen Gestaltungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sie die geforderte Nachhaltigkeitstransformation in ihrer Region aktiv fördern können. Gleichzeitig nimmt auch der Druck von außen zu: Einerseits erfreuen sich Banken wie die deutsche GLS Bank längst eines regen Zustroms von nachhaltigkeitsbewussten Kunden, andererseits ist die Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie über die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR-RUG) verpflichtet viele Banken, ab dem Geschäftsjahr 2017 über ihre unternehmerische Verantwortung zu berichten.

Ein hilfreicher Blick von außen

Ein guter Ausgangspunkt ist das Zuhören, was Mitarbeiter, Kunden, Partner und andere Interessengruppen denken. Der Fokus muss nicht immer auf eng gefassten und vordefinierten Konzepten der Nachhaltigkeit liegen. Das Prinzip "Gut für ..." eignet sich, um die Bedürfnisse eines Gemeinwesens umfassender zu berücksichtigen. Wann ist eine Sparkasse gut für ihre Stadt? Was kann eine Bank bereits gut und wo muss sie verbessert werden? Diese und andere Fragen können helfen, nachhaltigkeitsbezogene Handlungsfelder konkret und greifbar zu machen - auch für breitere Zielgruppen. Darüber hinaus kann die Fähigkeit, auf wachsende Kundenanforderungen und -erwartungen zu reagieren, direkt und kritisch reflektiert werden. Dies kann in einem ersten Schritt zur Identifizierung wichtiger - und potenziell neuer - Handlungsfelder führen.

Der institutionalisierte Blick von außen: Der Nachhaltigkeitsausschuss der Sparkasse Wuppertal

Für Unternehmen ist es immer wichtig, sich über "blinde Flecken" ("Betriebsblindheit") zu informieren. Sie müssen sich mit Menschen und Organisationen austauschen, die in anderen Netzwerken tätig sind, um einen besseren Überblick über Risiken, Herausforderungen, Chancen oder neue Ansätze und Ideen anderer Sektoren zu erhalten, die auch für sie von Bedeutung sein könnten. Die Stadtsparkasse Wuppertal will nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Gunther Wölfges "alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit leben und fördern, damit Wohlstand auf Dauer möglich ist". Um von unterschiedlichen Perspektiven und einer breiten Expertise zu profitieren, wurde im November 2020 ein Nachhaltigkeitsausschuss gegründet. Er setzt sich aus fünf Mitgliedern mit großer wissenschaftlicher und praktischer Expertise im Bereich der Nachhaltigkeit zusammen, darunter auch der Geschäftsführer des CSCP, Michael Kuhndt. Der Ausschuss, der zweimal im Jahr tagt, konzentriert sich darauf, die Nachhaltigkeitsleistung der Sparkasse Wuppertal auf allen Ebenen voranzubringen.

Motivierte Mitarbeiter einbinden und sie bei der Gestaltung der Zukunft unterstützen

Nachhaltigkeit ist ein Ziel, das über die beruflichen Ziele hinausgeht. Neben Arbeitszufriedenheit und guter Bezahlung wollen junge Berufstätige zunehmend auch einen Beitrag zum "großen Ganzen" leisten. Eltern, deren Kinder auf Demonstrationen gegen den Klimawandel gehen, beginnen, ihre eigene berufliche Rolle zu hinterfragen, und für viele Großeltern ist der Wunsch nach einem "enkeltauglichen" Leben und Arbeiten bereits zu einer wichtigen persönlichen Leitlinie geworden. Diese Menschen gibt es in allen Organisationen, auch in der Wirtschaft. Ihre Anliegen ernst zu nehmen und sie aktiv einzubinden, hat viele Vorteile. In einem Workshop, den wir mit Bankmitarbeitern aus verschiedenen Hierarchieebenen und Funktionsbereichen durchgeführt haben, genügte eine kurze Einführung und Vorstellung möglicher Handlungsfelder, damit die Teilnehmer selbst aktiv wurden: Was könnten Nachhaltigkeit und die identifizierten Handlungsfelder für das eigene Arbeitsumfeld bedeuten? Welche Aspekte lassen sich sinnvoll in bestehende Prozesse integrieren? Wie können wir dies effektiv und nahtlos tun?

Investieren, fordern, inspirieren

Die Ergebnisse solcher Gruppenarbeiten und -diskussionen sind oft praktische Vorschläge, die mit einer operativen Umsetzungsperspektive angereichert sind. Außerdem werden solche Ansätze viel besser akzeptiert als Top-Down-Ansätze. Befragungen am Ende solcher Workshops ergaben regelmäßig, dass die Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsthemen und deren konkrete Umsetzung von den Teilnehmern als sehr motivierend und sinnvoll erlebt wurde. Ihre Erkenntnisse haben sich auch als Schlüssel für die Integration von Nachhaltigkeit als Querschnittsthema erwiesen, denn letztlich geht es darum, dass wir uns bei allem, was wir tun, fragen: Ist es möglich, es nachhaltiger zu tun?

Ein ganzheitlicher Ansatz wie dieser ermöglicht strategische Ergebnisse, die weit über das hinausgehen, was durch Spenden und Sponsoring erreicht werden kann. Lokale Nachhaltigkeitstransformationen brauchen Trendsetter und Vorbilder. Fest verwurzelte Banken mit regelmäßigen Kontakten zu Bürgern und Gemeinden, Handwerksbetriebe und andere Unternehmen haben eine besondere Rolle zu spielen. Die folgende Grafik fasst die verschiedenen Ansatzpunkte zusammen. Nicht alles lässt sich schnell und umfassend umsetzen. Entscheidend ist jedoch, sich gemeinsam mit Kunden, Stadtverwaltungen und anderen Unternehmen auf transformative Lern- und Experimentierprozesse einzulassen und die vorhandenen Hebel und Möglichkeiten besser zu verstehen und zu nutzen.

Wenn Sie weitere Informationen wünschen oder uns bei der Beschleunigung der Nachhaltigkeitstransformation unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an Stephan Schaller.

Foto von Julius Döllefeld auf Unsplash

 

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