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EU-Kunststoffstrategie öffnet Türen für ein Umdenken bei Geschäftsmodellen

150 000 bis 500 000 Tonnen Plastikmüll werden jährlich in die Ozeane gekippt - allein in der EU*. Und das macht nur einen kleinen Teil des weltweiten Plastikmülls aus, denn 80% des gesamten Plastikmülls gelangen aus Asien in die Ozeane. Während wir die großen Plastikwirbel im Ozean beobachten, vielleicht während wir ein Getränk durch einen Plastikstrohhalm aus einem praktischen Plastikbecher schlürfen, vergessen wir, dass es sich dabei um Einwegplastik" handelt. Jetzt will die EU dem ein Ende setzen - und damit Wege für neue Produkte, veränderte Lebensstile und ganz neue Geschäftsmodelle eröffnen.

Auf dem Papier sieht der europäische Plastikmüll relativ gut aus. Das liegt vor allem daran, dass etwa die Hälfte davon nach Asien verschifft wird, aus den Augen, aus dem Sinn. Die Abfallbewirtschaftung in vielen asiatischen Ländern ist notorisch schlecht, und ein Großteil des verschifften und lokal entsorgten Plastikmülls landet in den Ozeanen. Darüber hinaus haben viele westliche Unternehmen für den asiatischen Markt Konsumgüter nach westlichem Vorbild eingeführt, die alle in Plastik verpackt sind, wohl wissend, dass es in vielen Empfängerländern keine Lösungen für die Entsorgung der Verpackungen gibt. Hinzu kommen besonders kleine Einzelportionen von Lebensmitteln, Toilettenartikeln und Kosmetika, die für die bescheidenen Einkommen der Einheimischen bestimmt sind.

Die EU erkennt eine gewisse Verantwortung an, zeigt aber auch Führungsstärke: Sie will nun gegen Einweg-Plastikartikel wie Strohhalme, Kaffeebecher, Deckel und Rührstäbchen sowie Besteck und Verpackungen zum Mitnehmen vorgehen. In einem ersten Schritt wird die EU die Auswirkungen verschiedener Möglichkeiten zur Besteuerung solcher Artikel prüfen, mit dem Ziel, dass bis 2030 55% aller Kunststoffe recycelt werden. Dazu gehören auch Pläne für eine klarere Kennzeichnung von recyceltem oder recycelbarem Kunststoff für die Verbraucher sowie ein mögliches Verbot von Mikroplastik in Kosmetika.

Diese bevorstehenden Veränderungen, die durch die europäische Strategie signalisiert werden, sollten die Unternehmen dazu veranlassen, ihre Produkte, den Lebensstil ihrer Verbraucher und ihre Geschäftsmodelle zu überdenken.

Alexis Figeac, Teamleiter am CSCP und Konsortialkoordinator des europäischen Projekts R2Pi - Transition from Linear to Circular, veranschaulicht die Geschäftsmöglichkeiten: "Unternehmen können die Chancen nutzen, die sich aus Materialalternativen zu Plastik ergeben, oder indem sie ihre Geschäftsstrategien überdenken. Alternative Verpackungsformen, insbesondere biobasierte, können der Weg in die Zukunft sein. Warum sollte man Kunststoffverpackungen für hochwertige Produkte wie Kosmetika verwenden, wenn die gleiche Funktionalität mit aus Holz gewonnener Lignozellulose erreicht werden kann? Solche Innovationen von Unternehmen wie Sulapac, dem Gewinner des Green Alley Award 2017, oder Eatapple für Strohhalme sollten von etablierten Industrieunternehmen übernommen werden."

Diese Strategien sind Teil der Umsetzung des Konzepts der Kreislaufwirtschaft, d. h. sie sorgen dafür, dass Materialien im Wirtschaftskreislauf verbleiben, stärken die Kundenbindung und ermöglichen es einem Unternehmen, künftige rechtliche Entwicklungen zu antizipieren und einzuhalten.

Trotz der Geschäftsmöglichkeiten sieht Alexis Figeac auch eine klare Notwendigkeit für die neue europäische Strategie: "Während die Strategie der Pioniere den Eingeweihten als Verhaltensanreiz dient, ist es die neue europäische Richtlinie, gegenwärtig, die einzige Möglichkeit, nachhaltige Alternativen zu etablieren. Außerdem konzentriert sie sich auf Dinge, die keineswegs notwendig sind. Sie erfordert keine Umstellung der großen Stoffkreisläufe, wie sie beispielsweise ein europaweites Pfandsystem für Plastikflaschen zur Folge hätte, ganz zu schweigen von Plastikverpackungen."

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Alexis Figeac.

*Europäische Kommission (2018). EU-Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft - Broschüre. Paket zur Kreislaufwirtschaft.

Foto von Caroline Attwood auf Unsplash

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