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Kompetenzzentrum eStandards Pilotprojekt: Wohin sollen gebrauchte Rucksäcke?

Nicht selten rufen Kunden bei FOND OF, dem Kölner Rucksackhersteller, der für Marken wie Ergobag, Satch oder Aevor bekannt ist, an und fragen in etwa so: "Meine Tochter hat einen Ergobag für die Grundschule, der aber schon seit einigen Jahren ungenutzt auf dem Dachboden steht. Wir brauchen ihn nicht mehr. Haben Sie eine Idee, was wir damit machen können?" Bislang war die einzige Antwortmöglichkeit von FOND OF unbefriedigend: Der Kundendienst empfahl eine Spende oder die Entsorgung, je nach Zustand des Geräts. Das soll sich nun ändern.

Ein Team von FOND OF, bestehend aus Marketing-, Design-, Logistik- und Corporate-Responsibility-Vertretern, war mit der bisherigen Reaktion unzufrieden und arbeitete mit Experten des Kompetenzzentrums eStandards und der Enactus-Gruppe der Universität zu Köln in einem Design-Thinking-Workshop zusammen. "Wir wollen den Menschen zeigen, was sie mit ihren Rucksäcken nach dem Gebrauch machen können", sagt Julian Conrads, Nachhaltigkeitsexperte bei FOND OF. Ziel ist es, die Kunden zu motivieren, die Nutzungsdauer zu maximieren und so zunächst die Rucksäcke und schließlich die Materialien im Wirtschaftskreislauf zu halten.

Gemeinsam mit den CSCP-Nachhaltigkeitsexperten Thomas Wagner und Patrik Eisenhauer für das Kompetenzzentrum eStandards hat das Workshop-Team zwei Optionen entwickelt, um dieses Ziel zu erreichen. Die erste ist ein "Take back"-Modell, bei dem FOND OF ein Rücknahmesystem für Rucksäcke entwickelt, die kaputt sind (End of life). Diese Rucksäcke sollen nicht weggeworfen werden: "Wir wollen einen wertorientierten Anreiz schaffen, die Rucksäcke an uns zurückzuschicken, damit wir das Material wiederverwerten können. Enactus arbeitet an Ideen für neue Produkte, die aus dem Material hergestellt werden könnten. Für das Upcycling können wir uns zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe vorstellen", beschreibt Julian Conrads.

Sein Kollege Hannes Weber erläutert die andere mögliche Lösung: für Rucksäcke, die noch gut in Schuss sind, aber nicht mehr benutzt werden (End of Use): "Second-Hand-Lösungen bieten ein enormes Potenzial und schaffen Möglichkeiten für Menschen, die sich keinen neuen Schulranzen oder Rucksack leisten können. Wir wollen aber auch bei gebrauchten Rucksäcken ein Mindestmaß an Qualität sicherstellen. Kunden, die darauf achten, dass sie ein komplettes Set mit Federmäppchen und Sporttasche weitergeben, sollen davon einen Mehrwert haben".

Die nächsten Schritte für FOND OF sind klar: Sie werden mit dem Management der verschiedenen Marken klären, welche Anreize nötig sind, um die Kunden zur Teilnahme am Rücknahme- und Secondhand-Modell zu motivieren und den Rückgabeprozess für die Rucksäcke festlegen. Unterstützt werden sie dabei von den Experten des Kompetenzzentrums eStandards.

Das Kompetenzzentrum eStandards Co-Working Space ist in Wuppertal am CSCP angesiedelt. Der Gedanke der Kreislaufwirtschaft ist am CSCP sowohl aus Geschäftsmodell und Wertschöpfungskette Perspektive.

Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum eStandards

Das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum eStandards ist eine Initiative von Mittelstand-Digital. Mittelstand-Digital informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Regionale Kompetenzzentren helfen kleinen Einzelhändlern vor Ort ebenso wie größeren Produktionsbetrieben mit Expertenwissen, Demonstrationszentren und Netzwerken, um den Austausch von Erfahrungen und Praxisbeispielen zu erleichtern. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ermöglicht die kostenlose Nutzung aller Mittelstand-Digital-Angebote. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.

 

Bild: Im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards, Offene Werkstatt Köln, können Besucher das Kreislaufspiel spielen. Quelle: GS1 Deutschland

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