SUPPLY CHA!NGE Faire und nachhaltige europäische Lebensmittelketten In den letzten Jahren hat die Lebensmittelindustrie eine immer stärkere Vernetzung der globalen Lebensmittelsysteme erlebt. Dies hat zu Veränderungen in den Produktions- und Verbrauchsmustern geführt. Diese globalisierten Versorgungsketten haben bestimmte Vorteile mit sich gebracht, darunter eine qualitativ hochwertige und erschwingliche Auswahl an Lebensmitteln in Europa. Diese Intensivierung hat jedoch auch neue Herausforderungen mit sich gebracht, wie z. B. Ungleichheiten zwischen den Akteuren, die zu einem Mangel an Transparenz in der Kette führen, eine geringere Verantwortung für die Menschenrechte und andere negative wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen (Europäische Kommission, 2014). Die Lebensmittelindustrie muss sich auf nachhaltigere und fairere Lebensmittelversorgungsketten zubewegen - ein Prozess, der einen umfassenden und mehrdimensionalen Ansatz erfordert, um abgestimmte und langfristige positive Ergebnisse zu erzielen. Einzelhandelsmarken als Katalysator für den Wandel Durch ihre starke Kaufkraft und ihre Doppelrolle als Käufer und Anbieter für den Endverbraucher üben die Supermärkte einen großen Einfluss auf die globale Lebensmittelversorgungskette aus. Obwohl die meisten Supermärkte weiterhin Marken von Drittanbietern beziehen, ändert sich ihre Rolle durch die Produktion von Eigenmarken. Die Einzelhändler agieren zunehmend nicht mehr nur als Händler, sondern werden zu eigenständigen Marken mit einem Angebot, das von Discountern bis zu Premiummarken in einer Vielzahl von Kategorien reicht. Sowohl die ökologischen als auch die sozialen Standards für diese Eigenmarken sind sehr unterschiedlich und bieten den Verbrauchern kaum Anhaltspunkte für eine verantwortungsvolle Wahl. Da in den Supermarktregalen in der EU mittlerweile durchschnittlich 40% Eigenmarkenprodukte zu finden sind, hat diese Produktkategorie das Potenzial, sich positiv auf die wachsenden Herausforderungen fairer und nachhaltigerer Konsum- und Produktionsmuster auszuwirken. Hier setzt das von der EU finanzierte SUPPLY CHA!NGE-Projekt an. Die SUPPLY CHA!NGE-Projekt Bei diesem dreijährigen Projekt handelt es sich um ein EU-weites Gemeinschaftsprojekt, an dem 29 Organisationen aus ganz Europa sowie Partner aus dem globalen Süden beteiligt sind. Gestartet wurde es im Januar 2015 während der Europäisches Jahr der Entwicklung (EJE)Mit dem Ziel, Lösungen für die wachsende Herausforderung der Verringerung der Umweltauswirkungen und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen entlang der globalen Lieferketten von Handelsmarken zu finden. Das Projekt SUPPLY CHA!NGE konzentriert sich auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Produktions- und Verbrauchsmustern von Supermarktmarken, auch bekannt als "Eigenmarke" oder "private label", für Lebensmittelprodukte in europäischen Supermärkten. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Situation in den Entwicklungsländern zu verbessern, in denen die in den europäischen Regalen zu findenden Produkte hergestellt werden. Um dies zu erreichen, richtet sich ein großer Teil der Aufmerksamkeit des Projekts auf die Sensibilisierung der Verbraucher für die Zusammenhänge zwischen Konsum- und Produktionsmustern und der nachhaltigen Entwicklung weltweit. Eine Projektaktivität ist die Entwicklung einer Transparenzplattform, die Informationen über die Herkunft und Nachhaltigkeit von Supermarktmarken enthalten wird, die für alle Zielgruppen dieses Projekts relevant sind. Darüber hinaus sollen Lieferanten und Einzelhändler dabei unterstützt werden, den Zusammenhang zwischen Produktketten und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Umwelt und die Wirtschaft zu erkennen und die Plattform als strategische Möglichkeit zu nutzen, um ihre Leistung zu verbessern und ihre Produkte von denen der Konkurrenz abzuheben. Wie funktioniert das SUPPLY CHA!NGE-Konsortium? Wir arbeiten mit Einzelhandelsfachleuten, politischen Entscheidungsträgern in der EU und Verbrauchern gleichermaßen zusammen und teilen unseren Auftrag, bewährte Verfahren zu ermitteln und zu fördern. Neben einer Vielzahl von Initiativen verfolgen wir diesen Auftrag durch Bewusstseinsbildung Das SUPPLY CHA!NGE-Projekt war Teil des Europäischen Jahres der Entwicklung 2015. Im Zuge der Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung durch die Vereinten Nationen wurde das EYD von der Europäischen Union ins Leben gerufen, um Projekte zu fördern, die das Engagement der Union für internationale Entwicklung und Hilfe unterstützen. Im Rahmen unserer Teilnahme informierte das Konsortium die Bürgerinnen und Bürger über die Auswirkungen ihres Lebensstils und ihrer Konsumentscheidungen mit einer Vielzahl von Aktivitäten, darunter der Fotowettbewerb und die Ausstellung European Food Vision sowie ein europaweiter Aktionstag. Business-Dialog Das Projekt SUPPLY CHA!NGE initiiert einen kollaborativen Dialog mit Fachleuten aus dem Einzelhandel, um Lösungen für eine nachhaltige Beschaffung zu diskutieren. Darüber hinaus entwickeln und führen wir Programme zum Kapazitätsaufbau für Unternehmen durch und bieten Lösungen für Hotspots in globalen Lieferketten an. Außerdem laden wir Fachleute aus Produktionsländern ein, um aus erster Hand über Arbeitsbedingungen und Umweltfragen zu informieren. Politische Interessenvertretung Ein wichtiger Bestandteil des SUPPLY CHA!NGE-Projekts ist die Entwicklung von politischen Empfehlungen. Diese legen den Rahmen für eine nachhaltigere Beschaffung in europäischen Supermärkten fest. Forschung Das Konsortium sammelt Daten aus erster Hand über die Produktionsmuster der Lieferketten des europäischen Einzelhandels. Mittels unabhängiger Forschung verfolgt das Projekt bestimmte Beschaffungspraktiken europäischer Unternehmen in den Erzeugerländern und ermöglicht es dem Konsortium, Empfehlungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Verringerung der Umweltauswirkungen zu geben. Die Partner haben unter anderem Produktionsbeispiele von Thunfisch, Ananas, Orangensaft und Schokolade untersucht. Das Konsortium untersucht auch die Wirksamkeit von ökologischen und sozialen Zertifizierungssystemen. Diese Studien fließen in eine Transparenzdatenbank ein und bewerten die soziale und ökologische Nachhaltigkeit verschiedener Supermarkt-Marken. Die Rolle des CSCP Das CSCP ist nicht nur Teil der Forschungslenkungsgruppe, sondern auch an einer Reihe von Projektforschungs- und Stakeholder-Engagement-Aktivitäten beteiligt. Dazu gehören die Unterstützung bei der Entwicklung der Transparenzplattform des Projekts, die Entwicklung einer Umfrage unter Einzelhändlern, die Unterstützung des Kapazitätsaufbaus bei Einzelhändlern, die Koordinierung von Rundtischgesprächen im Einzelhandel und die Gestaltung von Szenario-Workshops mit mehreren Akteuren, um langfristig wirksame Praktiken zu ermitteln. Als erste dieser Aktivitäten organisierte und moderierte das CSCP das SUPPLY CHA!NGE Business Forum, das Ende 2015 stattfand. Das SUPPLY CHA!NGE Business Forum Die Partner des SUPPLY CHA!NGE-Projekts erkennen an, wie wichtig es ist, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen und zu mobilisieren: Europäische Bürger, CSO-Multiplikatoren, Journalisten, EU-Entscheidungsträger und politische Entscheidungsträger und natürlich - als Schlüsselakteure - die Entscheidungsträger in den Supermarkt-Lieferketten. Mit dem Ziel, einen Wandel hin zu nachhaltigen Praktiken entlang der Wertschöpfungskette zu fördern, fand das Wirtschaftsforum am 23. und 24. Oktober 2015 auf der HOST-Ausstellung in Mailand statt, einem offiziellen Partner der EXPO, mit rund 80 Teilnehmern aus ganz Europa und Teilnehmern aus dem globalen Süden. Ziel des Forums war es, einen kollaborativen Dialog zwischen den relevanten Akteuren zu initiieren und Strategien für nachhaltigere Supermarktmarken durch den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren, die Bildung von Allianzen und Netzwerken sowie die Identifizierung potenzieller Geschäftslösungen zu fördern. Ein Bericht über die Ergebnisse des Forums kann unten heruntergeladen werden.