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Verhaltensänderung im digitalen Zeitalter

Im Rahmen unserer 15. Jahr, tauchen wir tief ein in vier Hauptthemeneinschließlich der Digitalisierung, um herauszufinden, wie wir schon jetzt positive Auswirkungen auf mehr Nachhaltigkeit und ein gutes Leben für alle ermöglichen können. Wir waren neugierig, wie unser Team für nachhaltigen Lebensstil (SL) arbeitet Digitalisierung im Schnittpunkt von Verhaltensänderungen zu mehr Nachhaltigkeit. Um das herauszufinden, haben wir Rosa Strube, Leiterin des SL-Teams, zu ihrem Potenzial befragt.

Digitalisierung und ein gutes Leben innerhalb der Grenzen unseres Planeten - wie hängen diese beiden Themen zusammen?

Die Digitalisierung ist ein Wegbereiter für eine Reihe von Prozessen, daher sind die Wechselbeziehungen zwischen neuen Technologien und digitalen Prozessen einerseits und Lebensstilen und Verhaltensweisen andererseits vielfältig. Betrachtet man die Bereiche unseres Lebensstils, die sich am stärksten auf die Umwelt auswirken - Wohnen, Mobilität und Konsum - so bieten digitale Innovationen Lösungen, die Ressourcen sparen. Von intelligenten Haushaltsgeräten bis hin zu vernetzten Mobilitätsdiensten kann die Digitalisierung unsere täglichen Entscheidungen erleichtern oder uns bei der Entscheidungsfindung unterstützen, indem wir beispielsweise Standardeinstellungen verwenden, die nachhaltigere Ergebnisse ermöglichen. In diesem Zusammenhang werden zunehmend Mechanismen wie digitale Produktpässe eingeführt, um die Eigenschaften von Produkten transparent zu kommunizieren. Indem sie die Transparenz erhöht und die Möglichkeit bietet, Produkte zu vergleichen, kann die Digitalisierung die Verbraucher dabei unterstützen, sich für die nachhaltigsten Optionen zu entscheiden. Smartphone-APPs und -Uhren können auch zu nachhaltigeren Verhaltensweisen anregen, insbesondere zu aktiver Mobilität oder zur Verringerung von Lebensmittelabfällen, zum Beispiel durch Gamification-Elemente. Ganz wichtig ist die Rolle der Digitalisierung bei der Ermöglichung kollaborativer Konsumaktivitäten, indem sie die Transaktionskosten senkt oder die Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von Beispielen der Sharing Economy erhöht. Wir arbeiten sowohl mit Unternehmen als auch mit Verbrauchern zusammen, um den Austausch zugunsten von umfassenden und integrativen Lösungen zu erleichtern. Durch die Europäische Plattform für Kreislaufwirtschaft (ECESP) Führungsgruppe Einzelhändler, Verbraucher und QualifikationenWir untersuchen das Potenzial digitaler Technologien, um Produkte kreislauffähiger zu machen, aber auch, um gleichzeitig kreislauffähiges Verhalten zu fördern. Besonderes Augenmerk legen wir auf die Frage der Fähigkeiten, da wir uns bewusst sind, dass es nicht nur eine finanzielle Lücke in Bezug auf den Besitz von Technologien gibt, sondern auch eine Lücke in der digitalen Kompetenz. Es gibt beträchtliche Diskrepanzen, wenn es um die für die Nutzung digitaler Werkzeuge erforderlichen Fähigkeiten geht, insbesondere wenn man bedenkt, dass viele von ihnen nicht im Hinblick auf Barrierefreiheit entwickelt wurden. Jüngste Untersuchungen zeigen auch, dass es eine "Datenlücke" gibt, da bestimmte gesellschaftliche Gruppen aufgrund fehlender drahtloser Verbindungen nicht in der Lage sind, auf digitale Werkzeuge oder Dienste zuzugreifen. Nur wenn wir einen besonderen Schwerpunkt auf die Überwindung dieser bestehenden Ungleichheiten legen, können wir sicherstellen, dass die Digitalisierung zu einem guten Leben für alle führt.

Neben der Inklusion sind auch die Datensicherheit und der digitale Fußabdruck ein Problem...

Ja, das ist richtig. In der digitalen Welt ist Vertrauen die Währung, die wirklich zählt. Viele Bürgerinnen und Bürger haben ein Gefühl des Misstrauens gegenüber großen Unternehmen oder Behörden, die Zugang zu ihren Daten haben. Mit der Datenschutz-Grundverordnung oder der europäischen Datenstrategie hat die Europäische Kommission zwar ehrgeizige und verbindliche Regeln für die Nutzung personenbezogener Daten aufgestellt, dennoch bleiben viele Fragen offen. Solange die Auswertung personenbezogener Daten oft ein zentraler Bestandteil von Geschäftsmodellen im Bereich digitaler Dienste ist, bleibt abzuwarten, wie diese Herausforderung bewältigt werden kann. Viele Aspekte müssen berücksichtigt werden: die Art und Weise, wie Daten gesammelt werden, wie sie gespeichert werden (einschließlich der Auswirkungen auf die Umwelt), wie sie verwaltet werden (neue Ideen wie Datentreuhandgesellschaften oder Allmenden als Alternativen) und wie sie verwendet werden (z. B. zum privaten oder öffentlichen Nutzen).

Wie groß ist die Bereitschaft und unter welchen Bedingungen sind die Menschen bereit, die ständig wachsenden digitalen Werkzeuge und Möglichkeiten zu nutzen, um ihr Verhalten zu ändern?

Zunächst einmal müssen wir anerkennen, dass die Lebensstile der Menschen sehr unterschiedlich sind. Die Wahl des Lebensstils wird von unterschiedlichen Vorlieben und Bestrebungen bestimmt, und diese Vielfalt müssen wir stets im Auge behalten. Wenn es darum geht, digitale Werkzeuge in unser tägliches Leben zu integrieren, sehen wir bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Digital Natives und der älteren Generation, aber auch zwischen Early Adopters aller Altersgruppen und Gruppen, die entweder weniger begeistert von digitalen Geräten sind oder keinen Zugang dazu haben. Im Rahmen unserer Studie "Digital Natives" haben wir in fünf europäischen Ländern Bürger mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund befragt. Projekt INHERIT und diskutierten mit ihnen Zukunftsszenarien, wie die Digitalisierung ein nachhaltigeres Leben ermöglichen könnte. Die Analyse zeigte, dass die Bürgerinnen und Bürger vor allem dann bereit waren, digitale Werkzeuge zur Unterstützung eines nachhaltigen Lebens zu nutzen, wenn diese Werkzeuge ihr Leben bequemer machten. Andere persönliche Vorteile wie Kosteneinsparungen waren ebenfalls ausschlaggebend. Datenschutzbedenken und Unsicherheiten hinsichtlich des Umgangs mit persönlichen Daten waren bei allen Gruppen ein Hauptanliegen. Aus dieser Erfahrung lässt sich ableiten, dass der Entwicklung eines digitalen Tools, das zu einem nachhaltigeren Lebensstil führen soll - sei es auf persönlicher oder organisatorischer Ebene - eine detaillierte Analyse vorausgehen muss. Welche Verhaltensweisen wollen wir mit dem neuen Tool ändern? Wie lässt sich dies unter Berücksichtigung der spezifischen Zielgruppen am effizientesten erreichen? Wie lassen sich die Belange der Datensicherheit am besten berücksichtigen? All diese Fragen sollten sorgfältig durchdacht werden. Ein Beispiel dafür ist unsere Zusammenarbeit mit Vodafone im Rahmen ihres Mitarbeiterengagementprogramms, Mission Grün. Als Wissenschafts- und Umsetzungspartner unterstützte das CSCP das Programm mit seinem Fachwissen über nachhaltige Verhaltensweisen und durch die Bereitstellung von Leitlinien zur Verhaltensänderung. Dieses Know-how floss direkt in eine App ein, die entwickelt wurde, um die Mitarbeiter dabei zu unterstützen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.

Können Sie drei Aspekte im Schnittpunkt zwischen Digitalisierung und Verhaltensänderung nennen, die in Zukunft besondere Aufmerksamkeit verdienen?

Erstens kann die Digitalisierung dazu beitragen, die Lücke zwischen Absicht und Handeln für einen nachhaltigeren Lebensstil zu schließen. Digitale Werkzeuge wie Apps oder virtuelle Netzwerke können, wenn sie richtig eingesetzt werden, ein großes Potenzial haben, um Menschen dazu zu bringen, ein neues Verhalten zu beginnen und es über einen längeren Zeitraum beizubehalten. Sie können mit Hilfe sozialer Normen ein Engagement aufbauen, sich Gamification-Ansätze zunutze machen und Aufforderungen zur Verhaltensänderung geben. Beispiele wie das von Vodafone Mission Grün oder unsere Zusammenarbeit mit MyFoodWays veranschaulichen diese Idee.

Ein zweiter Aspekt ist nicht nur die Sicherstellung des gleichberechtigten Zugangs zu digitalen Werkzeugen, sondern auch die Verbesserung der digitalen Kompetenz in allen gesellschaftlichen Gruppen. Die Europäische Kommission hat vor kurzem das Europäische Qualifikationsagenda Festlegung ehrgeiziger Ziele für die Höher- und Umschulung, um den Anforderungen des grünen und digitalen Wandels auf dem Arbeitsmarkt und darüber hinaus gerecht zu werden. Aufbauend auf dem Erfolg unseres Programms zum Aufbau von Kapazitäten wird das Akademie des Wandels (AoC)Wir möchten ein ähnliches Format entwickeln, um Organisationen der Zivilgesellschaft (CSO) dabei zu unterstützen, ihren Bedarf zu ermitteln und ihre Ziele mit Blick auf die Digitalisierung zu formulieren. Da wir die Digitalisierung sowohl als Ziel als auch als Instrument verstehen, möchten wir die Organisationen der Zivilgesellschaft bei der Entwicklung ihrer digitalen Reife begleiten. Ich glaube, dass Organisationen der Zivilgesellschaft, die das Potenzial der Digitalisierung nutzen, nicht nur widerstandsfähiger werden, sondern auch besser in der Lage sind, ein Sprungbrett in eine gerechtere und nachhaltige Zukunft zu sein, die wir anstreben.

Schließlich erfordern Fragen wie Vertrauen und Datenschutz einen kontinuierlichen Dialog zwischen allen gesellschaftlichen Akteuren. Die Digitalisierung kann eine positive Kraft sein, wenn es darum geht, Verhaltensweisen in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu ändern, aber nur, wenn ihre Vorteile wie auch ihre Mängel auf transparente und konstruktive Weise diskutiert werden. Mit einer Stärke in Multi-Stakeholder Engagements unterstützen wir die Einrichtung sektorbezogener Plattformen, auf denen digitale Instrumente entwickelt, getestet und mit einem Ziel vor Augen kommuniziert werden: mehr Nachhaltigkeit.

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte direkt an Rosa Strube.

 

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