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"Das Verständnis sozialer Normen ist der Schlüssel zum nachhaltigen Konsum"

Für die argentinische Psychologin Maria Victoria Ortiz ist das Verständnis sozialer Dilemmata und dessen, was die Zusammenarbeit in der Gesellschaft behindert oder vorantreibt, eine ständige Faszination. Ihre Doktorarbeit befasst sich mit Konsumverhalten und Lebensstilen und der Frage, wie diese den Schlüssel zur Bewältigung einer sich verschärfenden Klimakrise darstellen könnten. Ortiz, die eine Grüne Talente Preisträgerin, verwendet einen experimentellen Klimaspiel-Ansatz, um die (Un-)Verbindung von gegenwärtigen zu zukünftigen Generationen zu verstehen. Sie wählte das CSCP für ihren Green-Talent-Forschungsaufenthalt und arbeitet eng mit unserem Team für nachhaltige Lebensstile (SL) zusammen.

Der Forschungsaufenthalt im Ausland ist ein Schlüsselelement des Green Talent Programms. Wie sind Sie auf das CSCP gekommen?

Im Rahmen des Programms hatte ich die Gelegenheit, mit verschiedenen deutschen Experten auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu diskutieren. Der Austausch über Themen wie Ökodesign, Suffizienz, Zukunftsfähigkeit oder weibliche Führung war inspirierend, aber das Gespräch mit CSCPs Rosa Strube bei mir hängen geblieben. Das CSCP ist ein Ort, der eine Brücke zwischen Forschung und Praxis schlägt und an Themen wie Verhaltensänderung mit einem starken internationalen und interdisziplinären Ansatz arbeitet. Deshalb fühlte ich mich hier 'zu Hause'. Seit März 2022 arbeite ich mit Dr. Imke Schmidtmit dem ich mein aktuelles Forschungsprojekt über Lebensmittelverschwendung und Digitalisierung definiert habe.

Sie erforschen nachhaltigen Konsum im argentinischen Kontext. Können Sie das näher erläutern?

Meine derzeitige Forschung konzentriert sich auf nachhaltigen Konsum und künftige Generationen. Das Hauptziel ist es, die umweltschädlichsten Verhaltensweisen im argentinischen Kontext zu verstehen, z. B. Fleischkonsum oder Energieverbrauch im Haushalt, um nachhaltigere Entscheidungen zu fördern. Mit Hilfe eines experimentellen Spiels, das das intra- und intergenerationelle Dilemma beim Klimaschutz modelliert, möchte ich untersuchen, ob verschiedene Interventionen, die die Verbindung zwischen heutigen und zukünftigen Generationen aktivieren, die Bereitschaft zur Änderung der Konsumgewohnheiten und zur Anpassung an einen nachhaltigeren Lebensstil erhöhen können.

Sie verfolgen einen psychologischen und verhaltensorientierten Ansatz - wie würden Sie dessen Mehrwert beschreiben?

Ich bin davon überzeugt, dass die größte Herausforderung, die vor uns liegt, darin besteht, unsere Denk- und Verhaltensweisen zu ändern, insbesondere diejenigen, die von Gewohnheiten, sozialen Normen und einer kurzfristigen Sichtweise bestimmt werden. Wir tun im Wesentlichen das, was wir gewohnt sind zu tun oder was andere tun, ohne unsere langfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen. Wir müssen das Problem an seinem Kern packen, wenn wir wirklich etwas ändern wollen.

Gibt es eine Erfahrung, die Sie während Ihres Aufenthalts in Deutschland besonders interessant fanden?

Ich bin kein großer Fan davon, Zeit in Supermärkten zu verbringen, aber in Deutschland streife ich durch die Gänge, um den "Markt" zu studieren (lacht). Anders als in Argentinien gibt es hier viele nachhaltige Produkte und Labels, und die Preise sind recht wettbewerbsfähig. Das ist ein großer Anreiz für die Verbraucher, sich für nachhaltige Alternativen zu entscheiden. Es tut mir in den Augen weh, so viele Plastikverpackungen zu sehen, selbst wenn sie völlig unnötig sind, aber es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich klare und wirksame Trennungshinweise sehe, die zum Recycling beitragen können.

Können Sie einen inspirierenden Moment während Ihres Aufenthalts schildern?

Ich hatte die Gelegenheit, die anderen Green Talents zu treffen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin zu besuchen. Es ist herzerwärmend und anregend, mit inspirierenden Menschen zu diskutieren, die sich leidenschaftlich für das Mainstreaming von Nachhaltigkeit einsetzen. Ich fühle mich dadurch noch mehr verpflichtet, Forschung zu betreiben, die wertvolle Informationen darüber liefert, wie man Ungleichheiten abbauen und gleichzeitig die Umweltbelastung verringern kann. Das ist sicherlich eine Herausforderung, aber nicht unmöglich. Wir müssen strategisch denken und Menschen und Gemeinschaften miteinander vernetzen - auch mit Hilfe der digitalen Technologien.

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an Maria Victoria Ortiz.

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